Boleslav I. (* 915; † 15. Juli 967) wurde auch Boleslav der Grausame genannt und war Sohn der Drahomíra von Stodor und Vratislavs I.
Er entstammte dem Geschlecht der Přemysliden. Er wurde nach dem 28. September 935 , nachdem er seinen Bruder Wenzel von Böhmen hatte ermorden lassen, Herrscher des in Böhmen dominierenden Fürstentums um Prag. Ein Grund für den Mord an seinem Bruder dürfte Boleslavs Widerstand gegen die von Wenzel vertretene Anerkennung der Oberhoheit des Königs des Ostfrankenreiches gewesen sein. So stieß Otto I. auch auf Boleslavs massiven Widerstand, als er die Erfolge seines Vaters Heinrich I. in Osteuropa ausbauen und die dortigen Gebiete in das Reich eingliedern wollte.
Im Gegensatz zu seinen Vorgängern verfolgte Boleslav eindeutig die Expansion seines Landes. Sein Problem war jedoch zunächst, dass er kein ausgebildetes Heer hatte, eine Folge der geringen Bevölkerung Böhmens, die damals etwa eine halbe Million Einwohner zählte, und der fehlenden Finanzmittel.
Schon kurz nach dem Tod Wenzels gelang es Boleslav offenbar, bis 965 seine Hegemonie über die umliegenden Gebiete, insbesondere die strategisch wichtige Stadt Krakau, durch Liquidierung ihm nicht gesonnener Fürsten auszudehnen und dadurch das Fürstentum Prag endgültig zur bestimmenden Macht Böhmens zu machen. Im Verlauf dieses Prozesses erlangte er auch die Kontrolle über einen wichtigen Handelsweg zwischen Mitteleuropa und dem slawischen Osten, denn Boleslav war jedoch nicht nur ein erfolgreicher Kriegsherr sondern auch Händler. Prag war zu seiner Zeit Metropole des Handels mit Sklaven jenseits der Alpen, meist von Gefangenen seiner Heere unter Menschen aus den von ihm besetzten westlichen slawischen Gebieten. Die Sklaven wurden über den damaligen Handelweg, der im arabischen Gebiet Spaniens begann und über Frankreich und Süddeutschland über Regensburg und Prag nach Krakau und Kiew und von dort aus weiter nach China. Etwa eintausend Kilometer dieses Weges führte damals durch das Reich des Přemysliden, der es mit ihren Festen und Burgen schützte und so zusätzliche Einnahmen für sein Heer sicherte. Seine Gefolgschaft wuchs zu einer bedeutenden Streitmacht an, die Kontrolle der Handelswege zog erhebliche Einnahmen nach sich.
Unter seiner Herrschaft wurden 955 die ersten böhmischen Denare geprägt.
Ebenfalls zu Beginn seiner Herrschaft unternahm Boleslav 936 Kriegszüge gegen benachbarte thüringische Stämme, die sich unter den Schutz des Sachsen Otto I. stellten. Ein anfänglicher Sieg des Böhmen über ein sächsisches Heer bildete den Anlass für direkte Auseinandersetzungen zwischen dem Kaiser und Boleslav, in deren Verlauf Otto I. nach zähen Kämpfen schließlich die Oberhand gewann. 946 musste Boleslav erstmals Geiseln stellen. Im Sommer 950 war er schließlich gezwungen, sich endgültig der Oberhoheit Ottos I. zu unterwerfen. Er befreite sich für kurze Zeit, wurde aber 954 wieder zur Huldigung Ottos gezwungen, blieb nun dem Kaiser wie dem Christentum treu und kämpfte in der Schlacht auf dem Lechfeld (955) gegen die Magyaren mit. Sein Kontingent von rund tausend Mann kämpfte vor allem gegen die Hilfstruppen des Gegners. Unmittelbar danach beteiligte er sich an einem Feldzug Ottos gegen die Elbslawen. Eine andere Version der Geschichtsschreibung, geht davon aus, dass Otto den Přemysliden zu Gunsten der Slawnikiden schwächen wollte, damit diese schließlich zwei Drittel von Böhmen beherrschten.
Mit König Mieszko I. von Polen befand sich Boleslav im Konflikt um verschiedene kleinpolnische Territorien, der jedoch durch die Verheiratung Boleslavs Tochter Dubrawka mit Mieszko 963 oder 964 entschärft wurde. Kurz darauf beteiligten sich sogar böhmische Kämpfer an Feldzügen Mieszkos gegen den sächsischen Grafen Wichmann II. den Jüngeren. Auch mit den Türken soll er bis 955 größtenteils in Frieden gelebt haben.
Allerdings verlor er in seinem großen Reich die Übersicht aber auch die Einflussnahme. Teile wurden daher an seine Anhänger oder Anhänger zur Verwaltung anvertraut.
Mit seiner Frau Biagota, durch deren Einfluss er die Taufe annahm, hatte er vier Kinder: Doubravka (Dobrava, Bonna), Boleslav II., Strachkvas (Kristián) und Mlada.
Seine letzte Tat war die religiöse Selbständigkeit Böhmens durch seine verstärkte Bemühung der Gründung des Bistums in Prag und in Mähren. Die Verwirklichung erlebte er jedoch nicht mehr. Er starb ein jahr vor der Gründung des Bistums Olmütz.
Nach seinem Tod wurde sein Sohn Boleslav II. sein Nachfolger.
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